- Gentrifizierungsdebatte
Gentrifizierungzwischen Berlin und LeipzigGentifizierung, d.h. Aufwertung von Wohn- und Lebensraum bei gleichzeitiger Verdrängung erreicht nun auch Leipzig als öffentlich diskutiertes Thema. In Berlin ist dies kein neues “Phänomen” und erreichte spätestens im Sommer seine nächsten medialen Höhepunkte: Das Thema war plötzlich ein Wahlkampfthema aller Parteien, im Nachgang Verurteilungen von Menschen, die wegen “Schwabenhasses” Kinderwagen anzündeten, die Schließung » von Clubs wie Icon und Klub der Republik im Prenzlauer Berg http://www.clubcommission.de/artikel/Klubs_werden_ans_Kreuz_geschlagen_Kunstaktion und nicht zuletzt die anstehende Zwangsräumung des » Schokoladen. http://www.schokoladen-mitte.de/Die Debatte, vermutlich eher diskutiert unter Freunden und in linken Kreisen, gab es auch schon vorher in Leipzig. Das Problem ist, dass sich Gentrifizierung nicht so einfach fassen lässt und erst einmal bei vielen als Individualproblem ankommt und nur in der Gesamtheit und auch erst mit einem Rückblick fassbarer wird. Aber wie gesagt: Es gibt diese Befürchtungen und die öffentliche Diskussion beginnt an Fahrt aufzunehmen:Ende Januar gab es im Conne Island die » Diskussion “Disneyland des Unperfekten” http://www.conne-island.de/nf/192/4.htmlmit » Romy Zischner (Leipzig) http://www.uni-leipzig.de/geographie/wirtschaft/mitarbeiter/romy-zischner/ und » Andrej Holm (Berlin) http://gentrificationblog.wordpress.com/ dazu, bei der ich leider nicht dabei sein konnte. Aber im Nachgang gibt es folgenden » Mitschnitt von Radio Blau http://www.freie-radios.net/46184sowie eine Beitrag von Andrej auf seinem » Gentrificationblog.http://gentrificationblog.wordpress.com/2012/01/31/leipzig-die-gentrifcation-debatte-erreicht-connewitz/Mitte Februar veranstalteten das » linXXnet sowie der » Stadtbezirksverband Süd der Leipziger Linken http://www.die-linke-in-leipzig.de/struktur/ortsverbaende/stadtbezirksverband_sued/ ebenfalls eine » Diskussion “Stadt(teil)entwicklung im Leipziger Süden. Stadt für alle – aber wie?” http://www.linke-bueros.de/text.php?textID=7246&naviID=506&openCont=mit Betroffenen, einem Vertreter der Stadt, einem Leipziger Stadtsoziologen und mir, um das Thema weiter zu diskutieren. Auch diese Debatte ist durch einen » Mitschnitt bei Radio Blau http://www.freie-radios.net/46579teilweise) dokumentiert, wobei die Diskussion vor allem mit dem Amtsleiter fast die spannendste war, auch wenn sich ohnehin schon alles auf ihn zuspitzte.Letztendlich wird mensch die Entwicklungen weiter betrachten müssen, denn viele dieser Prozesse lassen sich nur betrachten, wenn sie schon gelaufen sind, also alles zu spät ist. Was nicht heißt, dass mensch abwarten muss – die öffentliche Diskussion, sich ggf. mit anderen Betroffenen auszutauschen, so früh wie möglich, ist ein nicht ganz schlechter Schritt.Und nicht zuletzt gibt es ja durchaus kreative Formen des Protestes : So wurde mir gerade erst gesteckt, dass die » “BSG LE – Bunte Strick Guerilla Leipzig” sich umtreibt (via » rene-jalass.de).http://www.rene-jalass.de/detail/article/bunte-strick-guerilla-on-tour.htmlDas zeigt auch, dass das mit dem Erfahrungsaustausch auf allen Ebenen ganz gut klappt: In Berlin gibt’s das auch und läuft z.T. unter “Streetwear” (entsprechend dem wortwörtlichen Sinn):DPS: Ein kleiner darüber hinausgehender » Buchtipp in eigener Sache: » “Stadt und Land” von Patrick Pritscha und Wenke Christoph zu Stadt und Land, zu Wachstum, Gentrifizierung und Schrumpfung.
zwischen Leipzig und Berlin
Gentifizierung, d.h. Aufwertung von Wohn- und Lebensraum bei gleichzeitiger Verdrängung erreicht nun auch Leipzig als öffentlich diskutiertes Thema. In Berlin ist dies kein neues “Phänomen” und erreichte spätestens im Sommer seine nächsten medialen Höhepunkte: Das Thema war plötzlich im Wahlkampf für alle Parteien wichtig, im Nachgang gab es Verurteilungen von Menschen, die wegen “Schwabenhasses” Kinderwagen anzündeten, und keineswegs vergleichbar die Schließung » von Clubs wie Icon und Klub der Republik im Prenzlauer Berg und nicht zuletzt die anstehende Zwangsräumung des » Schokoladen.
Die Debatte, vermutlich zuvor diskutiert unter Freunden und in linken Kreisen, gab es auch schon vorher in Leipzig – angesichts von neuen Vermietern und Verwaltern, die keine Einzeleigentümer von Häusern oder auch die lokale Wohnungsbaugesellschaft wie die » LWB mehr waren. Das Problem ist, dass sich Gentrifizierung nicht so einfach fassen lässt und erst einmal bei vielen als Individualproblem ankommt und nur in der Gesamtheit und auch erst mit einem Rückblick fassbarer wird. Aber wie gesagt: Es gibt diese Befürchtungen und die öffentliche Diskussion beginnt an Fahrt aufzunehmen:
Ende Januar gab es im Conne Island die » Diskussion “Disneyland des Unperfekten” mit » Romy Zischner (Leipzig) und » Andrej Holm (Berlin) dazu, bei der ich leider nicht dabei sein konnte. Aber im Nachgang gibt es folgenden » Mitschnitt von Radio Blau sowie einen Beitrag von Andrej auf seinem » Gentrificationblog.
Mitte Februar veranstalteten das » linXXnet sowie der » Stadtbezirksverband Süd der Leipziger Linken ebenfalls eine » Diskussion “Stadt(teil)entwicklung im Leipziger Süden. Stadt für alle – aber wie?” mit Katharina und Tom als betroffenen Menschen der IG Kantstraße, mit Holger Schulze als Vertreter der » Alternativen Wohnungsbaugenossenschaft (AWC), mit Karsten Gerkens, Amtsleiter des » Amts für Stadterneuerung und Wohnungsbauförderung der Stadt Leipzig und damit Vertreter der Leipziger Stadtverwaltung, » Prof. Dr. Dieter Rink vom Helmholtz Umweltforschungszentrum Leipzig und stellvertretender Leiter des Departments Stadt- & Umweltsoziologie sowie mir, um das Thema weiter zu diskutieren.
Auch diese Debatte ist durch einen » Mitschnitt bei Radio Blau (teilweise) dokumentiert, wobei die Diskussion vor allem mit dem Amtsleiter fast die spannendste im Rahmen der Veranstaltung war, auch wenn sich ohnehin schon alles auf ihn zuspitzte. Dass es mehr Diskussionsebenen gibt, ist auch klar. Nur am Rande – gehört für mich dazu und dafür brauche ich mir den Mitschnitt nicht anzuhören: Ich fand mich nicht pointiert genug. Ich war kränklich und hab – und das ganz ohne Sarkasmus – auf der Bühne des wunderschönen alten Kinosaals (der ist wirklich schön!) des UT Connewitz nach fünf Minuten gezittert vor Kälte. Dummerweise ein doofes Vorurteil und gleichzeitig Zeichen: Was alt und kalt ist, macht krank. Stimmt nicht nicht ganz – macht ziemlich unkonzentriert. Was alt ist, mutet alternativ und kostengünstig an und muss (genauso dummerweise und leider) durch Selbstorganisierung angewärmt werden – und nicht immer klappt das. Gleichzeitig sind solche Orte prädestiniert für die Hochglanzsanierung und entsprechende Veranstaltungen – dann hätte eine solche kontroverse Veranstaltung vermutlich dort nicht mehr stattgefunden…
Das Minifazit: Mensch wird die Entwicklungen in Leipzig weiter betrachten müssen, denn viele dieser Prozesse lassen sich nur bewerten, wenn sie schon gelaufen sind, also alles zu spät ist. Was nicht heißt, dass mensch abwarten und sich – meist individuell, aber nicht nur – dagegen wehren muss. Gegenüber wen? Die da? Es können je nach Lage die Eigentümer bzw. die Verwalter sein, aber warum nicht auch die städtische Verwaltung? Die ist maßgeblich zuständig für Bebauungspläne, also damit zumindest auch für die Genehmigung von Neubauten bzw. umfangreiche Sanierungen (insbesondere Fassaden). Die öffentliche Diskussion, sich ggf. mit anderen Betroffenen auszutauschen, so früh wie möglich, ist ein ziemlich guter Schritt – zumindest habe ich das Gefühl, dass die Diskussion und auch die Selbstorganisierung im Vergleich zu Berlin früher beginnt… nicht das schlechteste Zeichen.
Und darüber hinaus gibt es ja nicht zuletzt weitere kreative Formen des Protestes: Dass Streetart eine solche Form ist – nicht nur in Zeiten der Schrumpfung und der Zwischennutzung von Mauern und Geländen (eventuell demnächst mehr zu sehen mit Fotos), sondern auch im Zeichen des Wachstums, zeigen schon diverse Menschen im öffentlichen Raum in Leipzig. Nicht zuletzt wurde mir gerade erst gesteckt, dass sich eine » “BSG LE – Bunte Strick Guerilla Leipzig” umtreibt (via » rene-jalass.de).
Das zeigt auch, dass das mit dem Erfahrungsaustausch auf allen Ebenen ganz gut klappt: In Berlin und vielen anderen Städten gibt’s eine Strickguerilla, die im Übrigen auch gerne mal häkelt ;) und läuft z.T. unter “Streetwear” (entsprechend dem wortwörtlichen Sinn). Die Idee ist zwar übergreifend, aber einfach mal Strickguerilla + Ort in eine Suchmaschine eigener Wahl eingeben und mensch kann ggf. die Gruppe vor Ort treffen, und schauen ob’s auch wirklich politisch passt.
PS: Ein kleiner darüber hinausgehender » Buchtipp in eigener Sache: » “Stadt und Land – Entwicklungsansätze für eine lebenswerte Kommune ” von Patrick Pritscha und Wenke Christoph zu Stadt und Land, zu Wachstum, Gentrifizierung und der nicht zu unterschätzenden Schrumpfung. Schrumpfung betrifft im Zweifel mehr Menschen als die in Wachstumsstädten lebenden, gleichzeitig mit all den verfügbaren kulturellen und politischen Räumen, die sich mensch in einer gentrifizierten Stadt wünscht.
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